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Corona hat die Wohlstandsschere weiter geöffnet!
Dieses Interview erschien auf dem Portal „Business Talk am Ku’damm“ am 20.06.2021.
Corona hat für Kurzarbeit, eine schlechte Auftragslage und teils komplett geschlossene Branchenzweige gesorgt, zudem zahlt der Staat die Hilfen häufig zu spät. Glauben Sie diese Faktoren werden Auswirkungen auf die Spareinlagen der Deutschen haben?
FinanzNet: Corona hat die Wohlstandsschere weiter geöffnet! Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen vor Augen geführt, wie wichtig ein finanzielles Polster für wirtschaftlich schlechte Zeiten ist. Die Auswirkungen der Lockdowns haben dafür gesorgt, dass sich viele Menschen über ihr zukünftiges Erwerbseinkommen unsicher sind. Angehörige bestimmter Berufsgruppen verzeichnen spürbare Einschnitte in der verfügbaren Liquidität. Andere Berufsgruppen konnten eher profitieren und haben ihren Spareinlagen wieder mehr Bedeutung geschenkt. Durchschnittlich zeigen die Deutschen eine erhöhte Bereitschaft zur Rücklagenbildung.
Können Sie in Ihrem Beratungsalltag feststellen, dass Menschen häufiger Altersvorsorge- bzw. Investmentprodukte kündigen, weil sie möglicherweise Liquidität benötigen?
FinanzNet: Der größte Teil unserer Kunden verfügt über ausreichend hohe Rücklagen, um auch mal einige Monate Kurzarbeit oder Auftragsrückgänge durchstehen zu können. Letztlich hatten die Menschen weniger Möglichkeiten zu konsumieren – kein Urlaub, kein Shopping! Mit der so gewonnenen Liquidität verbunden mit einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis haben viele unserer Kunden ihre Sparquote sogar weiter erhöht.
Gehen Sie davon aus, dass es ein Fehler ist, Altverträge wegen eines Liquiditätsengpasses zu kündigen?
FinanzNet: Es kommt auf die Betrachtung des Einzelfalles an! Ein Liquiditätsengpass kann eine willkommene Gelegenheit bieten, vor langer Zeit abgeschlossene Vorsorgeverträge mal wieder zu überprüfen. Handelt es sich um Verträge mit hohem Garantiezins und niedrigen Verwaltungskosten, ist Kreativität für anderweitige Liquiditätsbeschaffung gefragt. Unrentable Altverträge tragen im Liquiditätsengpass etwas Positives bei: Sie sorgen für finanzielle Entspannung.
Welche Alternativen gibt es, um an Barmittel zu gelangen, z.B. die Verpfändung von Verträgen?
FinanzNet:
- Beleihung bestehender Sparverträge bzw. einer bereits abgezahlten Immobilie
- Optimierung bestehender Kredite (Zusammenlegen / Verlängerung der Laufzeit /…)
- Auflösung unrentabler bzw. niedrig verzinster Altverträge / Sparkonten etc.
- (Teil)verkäufe aus dem bestehenden Fondsdepot
- Aufnahme eines Kredites mit flexibler Tilgungsmöglichkeit
- Sale-Lease-Back-Geschäfte (v.a. für Gewerbetreibende)
- Veräußerung von Wertgegenständen, die nicht mehr benötigt werden
- (Unter)vermietung ungenutzten Wohnraumes
- Veräußerung der eigenen Immobilie und Anmietung neuen Wohnraumes
Verträge von Bank- und Versicherungsprodukten sind kompliziert. Was können Versicherungsnehmer und Investoren tun, um einen Überblick zu erhalten und wo finden Sie dafür den richtigen Ansprechpartner?
FinanzNet: Unsere unabhängigen Finanzberater sind dafür ausgebildet, komplexe Bank- und Versicherungsprodukte zu analysieren. Ähnlich wie in juristischen oder medizinischen Fragen empfiehlt es sich, einen spezialisierten Experten zu konsultieren. So, wie Sie mit Hexenschuss zum Facharzt für Orthopädie gehen, so suchen Sie für die passende Berufsunfähigkeitsversicherung einen darauf spezialisierten unabhängigen Finanzberater auf. Bei der Suche nach einem geeigneten Finanzberater spielen u.a. folgende Kriterien eine wichtige Rolle:
- Arbeitet der Finanzberater unabhängig? Dafür müsste sein Status entweder „Versicherungsmakler“, „Honorarberater“ oder „Versicherungsberater“ sein.
- Ist der Finanzberater nachweislich fachkompetent? Bildet er sich laufend weiter?
- Wie erfahren ist der Finanzberater? Wie lange ist er bereits in diesem Fachbereich tätig?
- Ist der Finanzberater vertrauenswürdig? Geht er mit persönlichen Daten seiner Kunden diskret und verschwiegen um?
- Arbeitet der Finanzberater transparent?
- Berücksichtigt der Finanzberater die Bedürfnisse seiner Kunden und geht individuell darauf ein?
Lebensversicherungen, Aktien oder fondsgebundene Rentenversicherungen: Die Liste an Angeboten ist lang. Wie schätzen Sie die Lage nach Corona für den privaten Altersvorsorge Markt ein? Werden weniger Menschen oder mehr Menschen privat vorsorgen und vor allem wie?
FinanzNet: Die weitere massive Verschuldung des Bundes dürfte dafür sorgen, dass immer mehr berufstätige Deutsche an der Solidität und Nachhaltigkeit der gesetzlichen Altersrente zweifeln. Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen vor Augen geführt, wie wichtig ein finanzielles Polster für wirtschaftlich schlechte Zeiten ist. Das finanzielle Sicherheitsbedürfnis der Deutschen für ihren Ruhestand dürfte nach Corona angestiegen sein. Damit dürfte die Nachfrage für eine ergänzende private Altersvorsorge zunehmen.
Auch hier gilt: Corona hat die Wohlstandsschere weiter geöffnet! Diejenigen, die finanziell in der Lage sind, Rücklagen für ihre Altersvorsorge zu bilden, werden das ziemlich sicher auch tun. Gut beraten sind diese Menschen, wenn sie auf unterschiedliche Strategien setzen:
- Den Aufbau von Kapitalvermögen für finanzielle Bewegungsfreiheit im Alter
Hier eignen sich für Kleinsparer z.B. Depots bei Direktbanken, die mit ETFs bestückt werden. Für größere Investitionen bieten Vermögensverwalter ihre kompetente Unterstützung an. Auch der Erwerb einer Immobilie eignet sich für den Kapitalaufbau im Hinblick auf die Altersvorsorge. - Den Aufbau wiederkehrender Rentenzahlungen zum Bestreiten der laufenden Ausgaben. Für Gutverdiener bietet sich hier u.a. der Abschluss einer steuerlich absetzbaren Basisrente an, die neben der gesetzlichen Rente auch die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos berücksichtigt.